Orientierungsqualität

 

Unser Kindergarten bietet den Eltern ein familienergänzendes und unterstützendes Angebot und trägt somit zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Bildung, Erziehung und Betreuung gestalten sich als eine Einheit, die dem Kind den bestmöglichen Rahmen zur Entfaltung seiner Selbstbildungspotenziale bieten soll. Der Kindergarten hat einen gegenüber der Schule eigenständigen Bildungsauftrag. Er leitet sich aus der wissenschaftlichen Erkenntnis, insbesondere aus der Entwicklungspsychologie, der beobachtenden Kleinkindforschung, sowie der Kognitionsforschung ab, die als Basis einer Bildungstheorie für die frühe Kindheit herangezogen werden können.

Funktionen und Aufgaben der Einrichtung

Wenn man die Gesellschaft fragt, welchen Auftrag elementare Einrichtungen erfüllen sollen, dann werden wohl folgende drei Begriffe genannt werden: Betreuung, Erziehung und Bildung. Die Reihung der Wichtigkeit dieser ist nach der persönlichen Einstellung zu Kindergärten und Kleinkindgruppen unterschiedlich. Nun stellt sich die Frage, was darunter zu verstehen ist und wie sie tatsächlich in unserem pädagogischen Alltag verankert sind?

 

Betreuung

Der Begriff der Betreuung umfasst die Aspekte der Pflege, des Schutzes und der Fürsorge. Wir als Elementarpädagoginnen sind dazu verpflichtet für das Wohl des Kindes Sorge zu tragen und die grundlegenden physiologischen und psychologischen Bedürfnisse zu befriedigen. Um dies zu gewährleisten ist die Beziehung zwischen Kind und pädagogischen Fachkräften als Grundlage anzusehen. Betreuung kann nur gelingen, wenn eine Bindung zur Pädagogin aufgebaut wurde und eine gute Vertrauens- und Beziehungsbasis besteht. Durch eine sichere Bindung zur Bezugsperson und zu den gleichaltrigen Kindern wird es dem Kind möglich, sich in der Einrichtung wohlzufühlen und die Umgebung erkunden zu können. Dabei gilt, je jünger das Kind ist, desto wichtiger ist der Aspekt der Betreuung.

 

Erziehung

Der Mensch wird als „hilfloser Nestflüchter“ geboren, woher seine Erziehungsbedürftigkeit beruht. Klaus Hurrelmann beschreibt Erziehung als „soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.“ Dabei wird das Augenmerk auf Werte und Normen der Gesellschaft gelegt und die Reife und Mündigkeit des Kindes angestrebt. Auch im Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz ist die Erziehung als Teil der pädagogischen Arbeit in den elementaren Einrichtungen verankert: „§4.1.4. Alle Kinderbetreuungseinrichtungen haben die Familienerziehung bis zur Beendigung der Schulpflicht zu unterstützen und zu ergänzen.“ Bei uns im Kindergarten werden dabei vor allem das Grundvertrauen, die Offenheit, die Bereitschaft zur Arbeitswilligkeit, die Sorgfalt, ein realistisches Welt- und Selbstverständnis, Wertehaltung und Selbstdisziplin gefördert.

 

Bildung

Seit 2009 gibt es für Österreichs Kindergärten den bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan. Hier ist bereits im Titel das Wort Bildung vorhanden und verweist auf die Wichtigkeit dieses Begriffes in der pädagogischen Arbeit bereits am jungen Kind, nicht nur, wie häufig angenommen, im Sinne der Schulvorbereitung.

 

Wie Bildung im Kindergarten geschieht, wird unter Experten kontrovers diskutiert:  Gerd Schäfer geht davon aus, dass Selbstbildung maßgeblich für das Lernen in der frühen Kindheit verantwortlich ist. Die Lernprozesse werden nicht von außen gesteuert, sondern geschehen aus eigenem Antrieb. Jedoch ist die Wichtigkeit der sozialen Einbettung zu erwähnen. Je kleiner ein Kind ist, desto wichtiger sind die sozialen Zusammenhänge. Wie spiegelt sich nun Schäfers Ansatz in unserer pädagogischen Arbeit wider? Kinder brauchen Erwachsene, die für sie eine Umgebung voller Anregungen konstruieren. Die Lern- und Bildungsprozesse entstehen dann von den Kindern aus. Besonders gut zeigt sich die Selbstbildung im Freispiel im Kindergarten. In dieser Zeit oder dieser Umgebung lernen die Kinder am eigenen Leib, mit allen Sinnen, durch Interesse und durch selbst Probieren.

 

Der Selbstbildung gegenüber steht die Ko-Konstruktion, ein Bildungsprozess, den Wassilios Fthenakis sehr in den Fokus rückt. Es beschreibt ein Lernen, das durch Zusammenarbeit stattfindet. Dieser Auffassung nach entwickelt das Kind eine natürliche Lernneugier und das Bedürfnis, mit seiner dinglichen und sozialen Umwelt in Beziehung zu treten. Eine besondere Bedeutung bei der Ko-Konstruktion hat der soziale Aspekt. Die soziale Interaktion wird als Schlüssel zur Wissens- und Sinneskonstruktion betrachtet. Die Interaktion findet nicht nur zwischen dem Kind und der Pädagogin statt, sondern auch zwischen den Kindern, z.B. während des Freispiels, bei Gesprächen, beim gemeinsamen Forschen und Problemlösen. Da die Kinder in einer elementaren Bildungseinrichtung auf einem ähnlichen Entwicklungsstand sind, können sie einander viel besser verstehen als dies seitens der Pädagogin und anderer Erwachsener möglich ist.

 

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Bildung als auch Erziehung, als auch Betreuung ein maßgeblicher Teil der pädagogischen Arbeit im Kindergarten sind. Alle drei Aspekte sind miteinander verbunden und leisten einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation und Personalisation der Kinder. Der Kindergarten trägt als erste Institution – nach und neben der Familie – dazu bei, die Grundlagen für eine selbstbestimmte Lebensführung und Persönlichkeit auszubilden. 

 

Unser Leitbild

Jedes Kind kommt mit seinen eigenen, ganz individuellen Anlagen und Begabungen zur Welt und entfaltet zunächst in der familiären Umgebung und in weiterer Folge in außerfamiliären Institutionen seine Persönlichkeit.

 

Wir Pädagoginnen haben:

·      große Achtung vor jeder Individualität

·      Respekt vor den Rechten des Einzelnen

·      Toleranz gegenüber Verhalten des Kindes

·      Bereitschaft, aus dem Verhalten des Kindes zu lernen

·   Sensibilität für die Bedürfnisse und Kränkungen eines jeden   Kindes

·     Einfühlungsvermögen, dem Kind natürliche Grenzen zu setzen,   wenn jene des Mitmenschen überschritten werden. 

 

Unser pädagogisches Handeln geschieht einerseits in Anlehnung an das Leitbild für kirchliche Kinderbetreuungseinrichtungen der Erzdiözese Salzburg, und es orientiert sich andererseits am Bild vom Kind, der Vorstellung der Pädagoginnen und der Pfarre Liefering. 

Unser Bild vom Kind

In unserem pädagogischen Handeln achten wir, dass das Kind die Welt selbst entdecken und verstehen will. Das Kind will sich ausdrücken und verständigen. Jedes Kind will mit anderen leben, spielen und lernen. Es will ausprobieren und zeigen was es kann. Dazu braucht es Anerkennung und Wohlbefinden, eine anregende Umgebung und Menschen, die ihm Geborgenheit, Sicherheit und Liebe geben und es selbstwirksam werden lassen.

 

·  Jedes Kind, egal welcher kulturellen oder sozialen Herkunft, welchen Alters, oder welchen Entwicklungsstandes wird bei uns gleichermaßen auf- und angenommen

· Jedes Kind ist eine einzigartige, individuelle Person mit unterschiedlichem Erfahrungs- und Lebenshintergrund und hat daher unterschiedliche Bedürfnisse, Stärken, Interessen, oder auch Schwächen, auf die wir individuell reagieren wollen, um individuelle Entwicklung zu ermöglichen

· Jedes Kind braucht Geborgenheit, sicheren Rückhalt und unterschiedlich viel Zeit um sich entwickeln, öffnen und lernen zu können

·  Jedes Kind braucht Ordnung und Struktur um sich „zurecht“ finden zu können.  Struktur, Regeln und Grenzen sind auch im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes notwendig, um seine sozialen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten entwickeln und festigen zu können

·    Jedes Kind lernt leichter mit und durch Spaß. Dafür ist bei uns immer Platz

·    Jedes Kind ist ein mit allen Sinnen lernendes und forschendes Kind und braucht daher viele freie und geführte Möglichkeiten seine Sinne zu erleben und zu schulen, die wir in unserem Kindergartenalltag dafür vorgesehen haben

·   Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz und ein sicheres Umfeld. Durch Strukturen und einer liebevollen gestalteten Umgebung kann ihr Kind sich geschützt und behütet im Rahmen seiner Kindergartenzeit gut aufhalten und entfalten

·  Jedes Kind ist ein soziales Wesen und kann sich bei uns in verschiedenen sozialen Formen erleben und erproben. Es kann wachsen, üben Konflikte gewaltfrei zu bewältigen und sich in der Gemeinschaft behaupten lernen

·  Außerdem ist uns ein reger, regelmäßiger und offener Elternkontakt und Austausch sehr wichtig, zu dem auch Entwicklungsgespräche gehören. Eltern, Kinder und Kindergarten sollen eine Einheit sein, in der sich Kinder, Eltern und PädagogInnen wohl aufgehoben, sicher und verstanden fühlen

Grundlegende pädagogische Ansätze

Das Ziel unserer pädagogischen Arbeit umschließt unterschiedliche Erfahrungsbereiche, für welche die Kinder im Sinne eines erfolgreichen Starts ins Leben sensibilisiert werden sollen. Dazu gehören Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz.

 

·   Selbstkompetenz: Jedes Kind soll Vertrauen in die eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln und diese angemessen einschätzen lernen. Durch Körperschulungen, motorische Angebote und auch dem Aufbau eines Selbstbewusstseins wird bei uns im Kindergarten gesorgt.  

·    Sozialkompetenz: Wir verstehen unseren Kindergarten als einen Raum, in dem Platz für jedes Kind ist. Die Kinder sollen Gemeinschaft erleben und dieses Gemeinschaftsgefühl auch spüren dürfen. Dazu gehört, dass sie Kontakte zu anderen Kindern in der Gruppe, aber auch aus anderen Gruppen aufbauen, Konflikte friedlich lösen können und sich an Regeln und Grenzen halten.

·   Sachkompetenz: Das Ziel ist es Neugierde und Spaß am Spielen, Lernen und gemeinsamen Erleben zu wecken. Hierzu gehört die altersgemäße Förderung der Motorik, verbaler wie nonverbaler Kommunikation, sowie die Sensibilisierung von allen Sinnen. Die Kinder lernen nicht ausschließlich durch kognitive Lernprogramme oder Förderaktivitäten, sondern haben beim praktischen Tun die Möglichkeit selbst Erfahrungen zu sammeln.

Planung, Reflexion und Dokumentation

Seit dem Kindergartenjahr 2019/20 arbeitet unser Kindergarten nach BADOK. Ziel dieser Schriftlichen Bildungs- und Arbeitsdokumentation ist es, den Blick der Pädagoginnen darauf zu richten, mit welcher Ausdauer und Intensität sich Kinder in ihre Themen und Projekte vertiefen, wie sie ihre Lernprozesse gestalten und wie diese durch eine vorbereitete Umgebung und förderliche Impulssetzung unterstützt werden können. Dabei stellt sich jeweils die Frage, was das Kind in dieser Situation lernt, welche Kompetenzen es erwirbt bzw. welche Bildungsprozesse beobachtbar sind. Mit einem ressourcenorientierten Blick dokumentiert die Pädagogin/der Pädagoge die erworbenen und zu bildenden Kompetenzen der Kinder auf Gruppenebene mit dem Gruppenblatt und auf individueller Ebene für das einzelne Kind mit dem Entwicklungsportfolio. 

Für die Kinder bedeutet das:

·     Sie werden ermuntert, sich selbst einzubringen, mit zu entscheiden und aktiv ihren persönlichen Lernprozess innerhalb der Gruppe zu gestalten

·     Das Portfolio hilft dem Kind, sich an Erfahrungen zu erinnern und diese für zukünftige Aufgaben zu nutzen

·     Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen werden gestärkt

·     Dialog-, Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit werden gefördert

 

Für die Eltern bedeutet das:

·     Sie erhalten mehr Einblick in die Bildungsarbeit der Einrichtung

·     Sie können an Entwicklungsfortschritten Ihres Kindes aktiv teilhaben

·     Sie steuern ihre Expertise bzgl. des eigenen Kindes bei und haben die Möglichkeit zum intensiven Austausch hinsichtlich der Bedürfnisse und Potenziale des Kindes

 

Für die Pädagoginnen bedeutet das:

·     Sie können auf wissenschaftlich fundierter Basis, sehr individuell und umfassend das Geschehen in der Gruppe, sowie die Entwicklung der einzelnen Kinder begleiten

·     Die pädagogische Planung kann auf die individuellen Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnisse besser abgestimmt werden

·     Der Beziehungsaufbau zu den Kindern, sowie den Eltern wird unterstützt

·      Die bereits gute pädagogische Qualität kann gesichert und noch weiter verbessert werden

 

Weitere Infos unter: 

https://www.salzburg.gv.at/bildung_/Documents/Das%20Portfolio-Folder.pdf